Die Startup-Kapitaljagd 2017 ist eröffnet!

Aufgrund meiner Vergangenheit und meiner Exposure werde ich relativ häufig für Investments in Startups angegangen – was jedoch die letzten paar Wochen abgeht, ist unglaublich und habe ich so noch nie erlebt! Alleine letzte Woche erreichten mich 23 Finanzierungsanfragen – seit Anfang Jahr sind es mehr als 110!!!

Dabei ist wieder einmal augenfälllig, dass in Europa eine grosse Finanzierungslücke zwischen Pre-Seed/Seed und einer anständigen Series-A-Runde klafft. Die meisten der kapitalsuchenden Startups sind schon 2-3 Jahre unterwegs und suchen für den nächsten Schritt € 2-4Mio. Das ist für Businessangels zu viel Geld, für grosse VC-Firmen aber zu wenig.

Als Startup-Investor ohne Sekretariat oder Mitarbeiter ist die Flut der eingehenden Anfragen kaum mehr zu bewältigen – meist kann ich mir darum wirklich nur 2-3 Minuten Zeit nehmen um eine Idee kurz anzuschauen und muss dann in 99% der Fälle absagen. Nach meiner Absage haken dann wiederum rund 2/3 der Startups nach und fighten für ein Investment – kann man machen, führt aber bei mir eigentlich nie zum Erfolg, sondern erhöht nur meinen Aufwand.

Dabei liegt es mir absolut fern unhöflich, oder gar arrogant zu wirken, denn ich weiss selber aus eigener Erfahrung, wie mühsam die Betteltour bei den Investoren ist. Leider aber ist es so, dass momentan die Nachfrage nach Kapital das Angebot massiv übertrifft. Hier darum einige Tipps, wie man erfolgreich einen Investor angeht:

A) Zeit einplanen
Ein Startup hat es in der Regel extrem eilig, will schnell zu Geld kommen um endlich loslegen zu können oder muss das Konto auffüllen um in einigen Tagen Rechnungen und Löhne zu zahlen. Als Investor will ich mich jedoch nicht in einen zu ambitiösen Zeitplan drängen lassen, sondern mir die Sache in aller Ruhe anschauen und dann entscheiden können. Pusht mich ein Startup zu fest, kann es darum durchaus sein, dass ich den Deal fallenlasse. Auch Nachfass-Anrufe Abends oder am Samstag/Sonntag gehen nicht!

Fazit:
Eine Finanzierungsrunde (Start bis Geld-auf-Konto), dauert in der Regel 3-6 Monate. Es empfiehlt sich darum mit dem Fundraising anzufangen, solange man noch Geld und Gelassenheit hat.

B) Investor-Pattern durchschauen
Mich erstaunt immer wieder, wieviele Anfragen ich für Life-Science-Startups erhalte. Dies obschon ich noch nie in ein solches investiert habe, denn Naturwissenschaften sind nicht mein Ding und deshalb verstehe ich in aller Regel weder die Problemstellung, noch die geniale Lösung des Startups und wäre der komplett falsche Investor.

Fazit:
Es lohnt sich, sich etwas Zeit für die Vorauswahl der potentiellen Investoren zu nehmen. Heute gibt es im Internet sehr viele Infos und es ist relativ leicht, ein Investoren-Pattern aufgrund der öffentlich zugänglichen Infos zu erkennen. Ist der richtige Wunsch-Investor identifiziert, lassen sich viele Leerläufe vermeiden.


C) Bewertungen und Terms
In letzter Zeit treffe ich auf viele Startups, die grosse Ambitionen haben, in der Realität jedoch noch kaum etwas erreichen konnten – dies ist soweit normal und ok. Gleichzeitig träumen diese Startups dann aber von Silicon-Valley-Bewertungen (Pre-Product Seed-Round € 3M und mehr) und wollen gleichzeitig aber keine harten Terms (Liq-Pref, Anti-Dillution, Founders-Lockup, etc) akzeptieren.

Fazit:
Einerseits ist das Timing bei Kapitalrunden sicher extrem entscheidend. Umso mehr man nachweislich erreicht hat und Thesen beweisen konnte, desto mehr lassen sich höhere Bewertungen durchsetzen. Hohe Bewertungen haben aber auch eine Kehrseite, denn Investoren sichern sich mit allerhand Instrumenten für den Fall ab, dass der Businessplan nicht wie vorgesehen aufgeht.  Manchmal ist es darum schlauer, die Bewertung etwas tiefer anzusetzen und dafür gründerfreundliche Terms durchzusetzen.

D) Investoren-Geld bedeutet Kontrollverlust
In der Realität hat ein junger Gründer kaum genug eigenes Geld, um seine Firma in kurzer Zeit den Weltmarkt erobern zu lassen. Er könnte wohl bescheiden gründen und langsam wachsen – aber mit externem Investoren-Geld geht das viel schneller. Manche Gründer scheinen aber zu vergessen, dass externes Kapital auch einen gewissen Kontrollverlust mit sich bringt. Geldgeber wollen mitreden und ständig auf dem Laufenden gehalten werden – dazu nehmen diese meist Einsitz in den Verwaltungsrat.

Fazit:
Startup-Investoren riskieren sehr viel – nebst dem investierten Geld meist auch noch ihren Ruf – zudem unterstützen sie ein Startup oft auch zeitlich indem sie ihr Netzwerk öffnen und die Gründer coachen. Nichts als verständlich, wollen Investoren auch mitreden – ein offenes und ehrliches Verhältnis zwischen Gründern und Investoren ist deshalb unerlässlich.

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