BAG verpennt praktikable Lösungen für Reise-Rückkehrer

Das BAG hat die Schweiz einigermassen glimpflich durch den Lockdown gebracht. Soweit, so gut! Allerdings hat das BAG im Bereich Reisen/Grenzkontrollen komplett versagt und das Drama geht weiter!

Als Mitte Juni, nach 3 Monaten Reisestillstand die Grenzen aufgingen, schien man sowohl bei den kantonalen, wie auch eidgenössischen Behörden komplett unvorbereitet zu sein. Es gab keinerlei grenzsanitarische Massnahmen, weder an den Flughäfen, noch an den Landgrenzen. Einzig, wenn in die Schweiz einfliegend, musste ein physisches Contact-Tracing-Formular ausgefüllt werden, welches dann irgendwo in den Tiefen des Flughafen-Archivs verschwand.

Aufgrund der zunehmenden “eingeschleppten Fälle”, hat das BAG dann Anfang Juli in einer “Nacht-und-Nebel-Uebung” eine Quarantänepflicht von 10 Tagen für die Einreisenden aus einer Vielzahl von Ländern verhängt. Diese Listen wurden dann am 22. Juli und 5. August um weitere Länder erweitert. Gleichzeitig herrscht beim Vollzug der Quarantäne-Massnahmen ein kantonales Wirrwarr, so dass sich der Kanton Zürich letzte Woche, in einer datenschutzrechtlich fragwürdigen Aktion, die elektronischen Daten der Einreisenden auf dem “kurzen Dienstweg” beschafft hat. Leute, die sich nicht an die Quarantäne-Vorschriften halten werden verzeigt und mit CHF 5000.– bis 10’000 gebüsst – hier wird viel Energie verwendet!

Allerdings kann man sich bis heute an den Flughäfen Zürich und Genf, weder bei Abflug, noch bei Ankunft auf das Corona-Virus testen lassen. Testing entspreche in Bezug auf Reisende nicht der Strategie des BAG, wird mitgeteilt. Zudem sei ein negativer Corona-Test kein Garant dafür, dass man negativ bleibe und ein entsprechender Test deshalb nutzlos. Viel lieber lässt man darum die potenziell so gefährlichen Reise-Rückkehrer mit dem ÖV nach Hause fahren und behandelt sie dann unter Androhung von drakonischen Strafen wie potentielle Schwerverbrecher.

Aber macht das alles Sinn? Ein Blick über die Grenzen hilft:
Sowohl in Deutschland, wie auch in Frankreich werden Reise-Rückkehrer getestet. Es besteht in beiden Ländern eine Testpflicht für Rückkehrer aus Risiko-Ländern, allen andern Rückkehrern wird der Test empfohlen und ist gratis. Desweitern folgt nach dem negativen Test keine Quarantäne, sofern man keine Symptome hat.

Deutschland und Frankreich haben innert 1-2 Wochen an allen Flughäfen und Seehäfen Testcenters aufgebaut und machen täglich mehrere zehntausend Test. An neuralgischen Punkten in Grenznähe, kann man sich auch auf deutschen Autobahnraststätten gratis testen lassen, was rege benutzt wird.

Vom Schweizer BAG wird argumentiert, dass ein negativer PCR-Test nicht viel nütze, da ein Test nur eine Momentaufnahme sei und die relativ lange Inkubationszeit (je nach Quelle 2-7 Tage) eine bestehende Infektion mit dem Virus nicht 100%ig ausschliessen könne. Das ist wissenschaftlich einigermassen korrekt – allerdings kann man mit einem Testing bei Grenzübertritt einen Grossteil der bereits infizierten Reisenden identifizieren, isolieren und Ansteckungsketten unterbinden.

Gemäss BAG sind nur knapp 10% der Fälle in der Schweiz aus dem Ausland eingeschleppt, gut die Hälfte davon aus Risikoländern – das Problem ist also einigermassen überschaubar und würde sich mit Testing an der Grenze massiv reduzieren, wie das unsere Nachbarländer vormachen. Zudem würde man mit diesem Regime wohl eine fast 100%ige Akzeptanz bei den Rückkehrern erreichen, was beim restriktiven Quarantäne-Regime jedoch eher fraglich ist.

In der Schweiz schiesst man also lieber mit Kanonen auf Spatzen, verhängt massive Quarantänen und lässt die Kantone Bussen verteilen. Ein Viertel der in der Schweiz wohnhaften Bevölkerung hat einen ausländischen Pass, rund 50% aller Familien haben im Ausland lebende Verwandte. Zehntausende von Schweizern bestraft man bei der Rückkehr aus den Ferien (Spanien!) mit Quarantänen und allfälligen Lohnausfällen. Es scheint fast so, als dass man den Leuten, die sich nicht an den mehrfachen bundesrätlichen Aufruf (“Machen Sie Ferien in der Schweiz”) halten wollen oder können, maximal bestrafen will – auch wenn es durchaus anders ginge! Und ja, ganz nebenbei verunmöglicht man der bereits am Boden liegenden Schweizer Outgoing-Reisebranche und der eben erst mit Milliarden von Bundesgeldern unterstützten Swiss einen Restart. Zudem wird auch der Tourismus in der Schweiz unter einer solchen Regelung leiden, wenn man immer wieder ganze Gästegruppen in die Quarantäne schickt. Dümmer gehts ja eigentlich kaum mehr!

Ich fordere deshalb die Schweizer Behörden auf, endlich dem deutschen und französischen Vorbild zu folgen und entsprechende Testmöglichkeiten an den Grenzpunkten zu installieren. Ein negatives Testergebnis soll im Regelfall keine Quarantäne nötig machen, Rückreisende nicht bestraft werden. Die Ressourcen sind auf Testing und nicht auf Repression und Durchsetzung der Quarantänen zu fokussieren!

PS:
Zudem sollten sich die Schengenstaaten langsam zusammenraufen und ein gemeinsames Regime innerhalb Schengen und gegenüber Drittstaaten entwickeln. Die Tourismuswirtschaft (egal ob in/outbound) steht je nach Land für 10-40% des BIP und braucht dringend klare, praktikable Lösungen – nicht restriktive Verbote!