Einreisetests in die Schweiz sind eine Farce

Es ist kinderleicht die Regeln für Einreisetests in die Schweiz zu umgehen. BAG, Kantonsärzte, Flughafen und Polizei schauen weg oder fühlen sich nicht zuständig. So sind die Regeln unsinnig – sie gehören entweder durchgesetzt oder abgeschafft. Wer sich daran hält, ist der Dumme!

Was in Deutschland letzten Dienstag eingeführt wurde, ist in der Schweiz schon seit Anfang Februar Tatsache: Jeder mit dem Flugzeug in der Schweiz ankommende Passagier muss sich auf Covid-19 testen lassen – und dies im Regelfall mit einem teuren PCR-Test, bereits bevor im Ausland das Flugzeug Richtung Schweiz betreten wird. Als Touristiker habe ich da zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits hemmt jede weitere Hürde für Touristen einen Restart der Reisebranche, denn an der Destination einem Test nachrennen ist nicht nur zeitaufwändig, sondern kann beim Preis eines PCR-Tests zwischen €80-160 auch ganz schön ins Geld gehen. Bei einer vierköpfigen Familie kommt da für Tests – die es ja meist auch bei der Ausreise braucht – eine schöne Stange Geld zusammen, die im Ferienbudget meist nicht eingeplant ist. Zudem fürchten viele Reisende, bei einem positiven Test unmittelbar vor der Rückreise an der Destination hängenzubleiben und am Ferienort in Quarantäne zu müssen. Die andere Seite ist aber auch, dass die Einreise-Tests ein gewisses Schutzkonzept für die Reisebranche darstellen. Wenn alle Einreisende in die Schweiz sauber getestet werden, kann der vielgeprügelte Reiseverkehr nicht mehr als Treiber der Pandemie herhalten und auch Quarantäne-Auflagen für Reisende müssten dann bald der Vergangenheit angehören.

Der Beginn des neuen Testregimes Anfang Februar war sehr holprig. Die Airlines, resp. deren Handling-Agents im Ausland wurden verpflichtet, vor dem Boarding die Tests zu kontrollieren. Am Anfang war aber vieles unklar, resp. unsinnig, wie zum Beispiel die Anforderung, dass auch Babies und Kleinkinder einen PCR-Test brauchen. Erst nach mehr als einer Woche wurde die Bestimmung vom BAG so geändert, dass Tests (wie bei den meisten anderen Ländern auch) erst ab 12 Jahren benötigt werden. Dann wurden auch Antigen-Tests zugelassen, dann aber doch wieder nicht und dann doch wieder, sofern man sich bei der Ankunft in die Schweiz ein zweites Mal testen lässt. Aufgrund der Schwierigkeiten im Ausland an einen Test zu kommen, wurde danach das sog. Selbstdeklarations-Formular kreiert, mit dem man auch ohne Test das Flugzeug Richtung Schweiz betreten kann, dies mit der Verpflichtung sich “unmittelbar nach Einreise” einem Corona-Test (PCR oder Antigen) zu unterziehen. Aber auch 6-7 Wochen nach der Einführung waren die Regeln unklar, schwammig und die behördlichen Weisungen für Reisende, wie auch für Airliner und Reisebüro-MItarbeiter unklar, unpräzis und verwirrlich.

Wir haben letzte Woche bei Viselio versucht, die Regeln zu visualisieren:

Auch das BAG tat sich mit der klaren Information, was denn nun bei der Einreise in die Schweiz genau gelte sehr schwer. Anstelle von verständlichen Anweisungen, die sowohl dem rückreisenden Schweizer Touristen, wie auch den einreisenden Ausländern die Situation klar erklärten, wurde auf Reglemente verwiesen, die viel Interpretationsspielraum offenlassen.

Gewisse Pasagen in diesen Reglementen lesen sich geradezu wie eine Aufforderung, die eigentlichen Regeln zu umgehen, wie diese Passage beweist:

Oder auf gut Deutsch:
Sie können sich den Test im Ausland eigentlich sparen und nur wenn sie dann bei einen der wenigen Stichproben tatsächlich erwischt werden, fordern wir sie zu einem weiteren Test auf.

Erschreckend ist zudem, dass es bei der Ankunft an den Landesflughäfen keine systematische Testkontrolle gibt, sondern nur sporadische Stichproben. Die Bussen sind mit Fr. 200.– auch lächerlich tief. Also lieber auf den PCR-Test (Fr. 100-150.–) verzichten und halt notfalls (Risiko verschwindend klein) die Busse von Fr. 200.– bezahlen. Zudem ist auch das Nachtesten das “so schnell wie möglich nach der Einreise” zu erfolgen hat, unklar. Was heisst das? Direkt am Flughafen? Am nächsten Tag in der Apotheke – oder sobald es dann irgendwann einen Termin frei hat? Kontrolliert wird das sowieso nicht, also seis drum!

—->>> Jeder der da nicht bescheisst und sich an die Regeln hält ist der Doofe !!!!

Ich verstehe einfach nicht, wie man Regeln erlassen kann, aber deren Einhaltung dann nicht kontrolliert. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis wieder Viren/Mutationen eingeschleppt werden und die Reisebranche wieder am Pranger steht und weitere Einschränkungen hinnehmen muss.

Und dann noch ein Wort zur Situation am Flughafen Zürich:
Es gibt keinerlei Setup, Hinweissschilder oder Aufforderungen zum Nachtesten – das findet dort schlicht nicht statt. Man schaltet dort auf “Augen zu und durch” und auch das BAG hat keine Lust, ihre eigenen Regeln durchzusetzen. Die Flughafenpolizei wiederum hat 50-70% ihres Bestands in Kurzarbeit, resp. Urlaub und hätte mehr als genug Kapazitäten, die Tests zu kontrollieren. Aber offenbar fehlt hier der politische Wille dazu, etwas zu machen, was ich für einen sträflichen Fehler halte.

Zum Abschluss noch ein kurzer Blick ins Ausland:
Ich bin vor wenigen Tagen nach Malaga gereist. Da musste schon vor Abreise in der Schweiz eine App heruntergeladen und der PCR-Test zur Kontrolle uploaded werden. Bei der Einreise rigorose Einreisekontrollen. Wer bei der Ankunft am Zielort trotzdem keinen, ungültigen oder abgelaufenen Test vorweisen kann wird, sofort noch in der Ankunftshalle getestet —> in Zürich läuft man einfach unkontrolliert durch!